- Was die D&O-Versicherung im Kontext eines Börsenganges leistet, was nicht und worauf Sie unbedingt achten müssen
- Warum ist die POSI-Versicherung so bedeutend und was leistet diese (auch zum Schutz der Vorstände)?
- Wann sollten Sie das Versicherungsthema im Prozess anstoßen?
- Wie kann Ihnen 360gradmanagerschutz.de (MRH Trowe) bei einer Kapitalmarktmaßnahme behilflich sein?
- Mitschnitt unseres Online-Events mit Christian von Dreising (Hauck & Aufhäuser) und Matthias von Oppen (Ashurst) als Einführung in das Thema "Börsengang"
Sofern Sie sich dem Thema erstmalig nähern, legen wir Ihnen gerne den OMR Podcast mit Philip Westermeyer (OMR) und Tarek Müller (About You) ans Herz. In diesem sehr exklusiven Podcast beschreibt Tarek Müller sehr genau, wie aus seiner Sicht der Prozess des Börsenganges bei About You in 2020/21 ablief. Wir freuen uns diesen exklusiven Content als 360gradmanagerschutz unterstützt zu haben. Hören Sie rein:
Inhaltsverzeichnis
1. Risikolage beim IPO – die Prospekthaftung
2. Die D&O-Versicherung beim IPO
3. Die Absicherung des IPO-Prozesses (POSI-Versicherung)
4. Wie kann Sie 360gradmanagerschutz beim IPO unterstützen?
5. Sidekick: SPACs sind angekommen
6. Über 360gradmanagerschutz GmbH
Viel Spaß beim Lesen!
1. Risikolage beim IPO – die Prospekthaftung
In den Monaten vor einem IPO stehen eine Vielzahl an wichtigen und fordernden Managemententscheidungen an, die unter höchster Geheimhaltung das Unternehmen auf den IPO vorbereiten sollen. Vorstände bzw. (Noch-)Geschäftsführer sind hier klassischerweise über leistungsstarke D&O-Versicherungen für (persönlich zu verantwortende) Fehler abgesichert.
In der „heißen“ IPO-Phase kommt dann durch das Wertpapierprospekt eine weitere und äußerst schadenträchtige Haftungsquelle hinzu, die vorwiegend Anlegerschutzinteressen wahren soll. Hierfür ist beispielsweise der durch die Medien bekannte Fall der Sammelklage zu Prospekthaftungsansprüchen von über 16.000 Anlegern gegen die Deutsche Telekom AG zu nennen. Der Vorwurf lautete hier, dass im Verkaufsprospekt keine hinreichenden Angaben zur Übernahme eines Mobilfunkunternehmens gemacht und der Wert des Real Estate Vermögens überhöht ausgewiesen wurde. Der hieraus resultierende Schaden für die Telekom betrug 120 Mio. USD, zzgl. Anwalts- und Verfahrenskosten sowie weiterer interner Kosten.
Da das Wertpapierprospekt die wichtigste Grundlage zur Beurteilung eines Wertpapiers bildet und sich dessen Inhalt erheblich auf die daraus resultierende Investitionsentscheidung der Anleger auswirkt, unterliegt der Wertpapieremittent diesbezüglich strengen Anforderungen und einem hohen Haftungspotenzial.
Zentral zu erwähnen sind hier folgende Eckpunkte/Milestones:
- Gesetz des Deutschen Bundestages zur Novellierung des Finanzanlagenvermittler- und Vermögensanlagenrechts:
- Seit Juni 2012 sind Haftungsszenarien für alle Herausgeber von börsenrelevanten Wertpapierprospekten im Falle falscher oder unvollständiger Angabe neu formuliert.
- Die Verjährungsfrist wurde an die Verjährung des BGB angeglichen und somit auf maximal 10 Jahre erhöht
- Zivilrechtliche bzw. deliktrechtliche Ansprüche können 3 Jahre nach Kenntnis geltend gemacht werden.
- Seit dem 21. Juli 2019 gilt für Wertpapiere in der Europäischen Union, die öffentlich angeboten werden sollen, die Prospektpflicht des Art. 3 EU-Prospekt-VO.
Quelle: BaFin "Prospektpflicht - Rechtslage seit dem 21.07.2019"
Auch das Kapitalanleger-Musterverfahrensgesetz (KapMuG) hat die Möglichkeit, den Emittenten in Anspruch zu nehmen, erheblich erleichtert.
Neben der Gesetzgebung hat sich auch die Rechtsprechung deutlich restriktiver bezüglich der Emittentenhaftung positioniert. Hier sind folgende richtungsweisende Entscheidungen hervorzuheben:
- „Telekom III“-Urteil des BGH, wodurch deutlich „ausscheidende“ Investoren/Alt-Aktionäre in die Haftung genommen werden.
- Entscheidung zur sogenannten „Hintermännerhaftung“ durch den BGH. Als Folge unterliegen auch Parteien der Prospekthaftung, die ökonomisch von der Emission profitieren.
Als Ergebnis wird bei unrichtigen oder unvollständigen Prospektangaben auf signifikant höhere Schadenersatzsummen und Verantwortung von Unternehmen, seiner Organe sowie begünstigter Akteure (z.B. verkaufende Altgesellschafter) abgestellt, als dies noch in der Vergangenheit der Fall war. Schließlich ist die juristische Schlagkraft und die damit verbundene Klagebereitschaft von Anlegerschutzorganisationen, wie z.B. der „Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V.“ (SdK) oder der „Verbraucherzentrale für Kapitalanleger e.V.“ (VzfK) deutlich stärker ausgeprägt als in der Vergangenheit.
2. Die D&O-Versicherung beim IPO
Auch nicht am Börsenparkett gelistete Unternehmen verfügen in der Regel über eine D&O-Versicherung (ausführliche Details zur D&O-Versicherung finden Sie in einem separaten Artikel). Nicht zuletzt aufgrund der vielen kritischen Managemententscheidungen in der Pre-IPO-Phase, ist eine solche Versicherungslösung auch anzuraten. Mit dem IPO ist jedoch besondere Vorsicht geboten, denn der Gang auf das Parkett erhöht das individuelle Haftungsrisiko erheblich, wovor sich D&O-Versicherer in der Regel mit einer vertraglichen Meldepflicht (bzw. Obliegenheit "Bei öffentlicher Bekanntgabe einer Kapitalmarktemission") des Versicherungsnehmers und einem entsprechenden Kündigungsrecht schützen. Unterbleibt die notwendige Meldung, so kann der Versicherer wegen einer Obliegenheitsverletzung leistungsfrei sein, wovon im Falle eines Börsenganges und der klaren Definition im Bedingungswerk auszugehen ist.
Da nur wenige D&O-Versicherer bereit sind, gelistete Unternehmen zu versichern, sollte dieser Aspekt in einem derzeit schweren Marktumfeld frühzeitig und wohlüberlegt angestoßen werden. Darüber hinaus sollten in einer D&O-Versicherung eines gelisteten Unternehmens auch besondere Bausteine enthalten sein, um den Kapitalmarktpflichten entsprechend Rechnung zu tragen.
Im Fokus stehen hier Bausteine im Bereich behördlicher Untersuchungskosten oder der sog. Side-C-Baustein, der Ansprüche rund um den laufenden Handel der Wertpapiere adressiert. Mit Blick auf die private Haftung der Entscheider sollte das Thema D&O-Versicherung daher auch im Vorfeld des IPOs frühzeitig aufgesetzt werden. Dies ist insbesondere im Rahmen von SPAC-IPOs – später im Sidekick vertieft – anzuraten.
3. Die Absicherung des IPO-Prozesses (POSI-Versicherung)
Bei der Prospekthaftungsversicherung (im Folgenden POSI-Versicherung für Public Offering of Securities Insurance) handelt es sich um ein Versicherungskonzept für die Absicherung des Prozesses, und zwar rund um die Veröffentlichung und mit Bezug auf den Inhalt des Prospekts.
Relevant ist diese somit für Emissionen, die der Prospektveröffentlichung (siehe Grafik der BaFin) unterliegen. Hierzu können – wie zu Beginn aufgeführt – der klassische Börsengang (IPO), die Zweitplatzierung (SPO), die Kapitalerhöhung und die Anleiheemission gehören. Ursprünglich vorrangig im englischsprachigen Raum etabliert, hat sich die POSI-Versicherung in den vergangenen Jahren auch in Deutschland durchgesetzt.
Nachstehend ein Überblick über die wesentlichen Deckungsinhalte einer POSI-Versicherung (entnommen den MRH Trowe POSI-Bedingungswerken, welche wir mit Versicherern abgestimmt haben):
- Versicherung unvollständiger oder unrichtiger Angaben im Wertpapierprospekt
- Bei Bedarf Mitversicherung weiterer emissionsbegleitender Tätigkeiten (z.B. Investorenansprachen, Roadshows inklusive „Pilot-Fishing“). Die POSI-Versicherung bietet hier das typische Leistungsspektrum einer Haftpflichtversicherung:
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- Prüfung der Haftungsfrage und die Abwehr unberechtigter Ansprüche gegen die Versicherten
- Freistellung bei berechtigten Ansprüchen
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- Ein weiter Kreis versicherter Unternehmen/Personen – sofern gewünscht:
- Management der Emittentin
- Emittierendes Unternehmen
- Konsortialbanken
- Wirtschaftsprüfer (indirekt "Bankenbaustein" und direkt "WP-Klausel")
- Selling- und/oder Controlling-Shareholder (bei IPO und SPO)
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- Unter Berücksichtigung des Marktumfeldes entspricht die Versicherungssumme häufig zwischen 5 und 30 Prozent des Emissionsvolumens, wobei die verfügbare Versicherungssumme je nach Emittenten stark schwanken kann (Marktumfeld 2019 - heute). Auch der angestrebte und nach Bookbuilding erzielte Emissionserlös beeinflusst die Absicherungsquote stark, da die Versicherungssumme im Rahmen des Underwriting Agreements vorab fixiert werden.
- Ein maßgeschneidertes Versicherungskonzept für Ihre Wertpapieremission. Wir stellen nicht nur leistungsstarken Schutz sicher, sondern stimmen auch die Konzepte für den Schadenfall aufeinander ab (bspw. durch Subsidiaritätsklauseln)
- Projektbezogene Einmalprämie
- An die spezifischen Verjährungsfristen der Prospekthaftung angepasste Laufzeit, üblicherweise 12 Jahre
- Maximal 300-350 Mio. € an Versicherungssumme möglich (SPACs max. 10% hiervon). Seit der Marktverhärtung beginnend im Jahr 2018 ist die Kapazität bis Mitte 2022 stark rückläufig gewesen. Nun zeigt auch der Londoner Markt (z.B. durch MRH Trowe London Re) wieder Interesse, sodass höhere Summen wieder darstellbar sind.
- POSI-Risikoträger in Europa entsprechen vorwiegend den führenden D&O-Versicherern – mit denen wir durch unsere D&O-Spezialisierung entsprechende Verhandlungsmacht einbringen können.
- Die Versicherungssumme steht für die gesamte Laufzeit und somit für alle Schadenfälle einmal zur Verfügung.
- Es besteht kein Risiko, dass der Versicherer in den Folgejahren die Bedingungen anpasst - wie z.B. in der D&O-Versicherung
4. Wie kann Sie 360gradmanagerschutz beim IPO unterstützen?
Idealerweise dürfen wir Sie schon seit Jahren betreuen und leiten den Prozess frühzeitig ein. Gerne steigen wir aber auch mit unserem Spezial-Know-how in dieser besonders komplexen Situation auch kurzfristig ein. Hierbei haben wir gute Erfahrung mit einem dreistufigen Vorgehen gemacht:
Zunächst schließen wir ein NDA (Vertraulichkeitserklärung) ab und werden infolge auch die Versicherer bitten diesem beizutreten. Nach diesem Schritt tauschen wir im Rahmen eines Erstgespräches Informationen aus, um mehr zur Zeitschiene, zur Ausgangssituation und vor allem zum Haftungsprofil zu erfahren. Auf Basis des jeweiligen Profils werden dann die drei Streams mit Teams von 360gradmanagerschutz und aus MRH Trowe aufgesetzt:
- POSI-Versicherung
- D&O-Versicherung
- M&A-Versicherung
Um den Prozess in dieser herausfordernden Zeit möglichst „schlank“ zu halten, erhalten Sie aus unserem Haus einen Ansprechpartner auf Geschäftsführerebene, der für Sie die MRH Trowe Streams steuert und 24/7 für Sie erreichbar ist.
Nachdem uns erste Informationen zur Verfügung gestellt wurden (Entwurf des Prospectus, Geschäftsberichte, Emissionshöhe, Stichtag etc.), gehen wir für Sie in die relevanten internationalen Versicherungsmärkte. In enger Abstimmung mit Ihnen und den begleitenden Anwaltskanzleien bauen wir auf Basis unserer MRH Trowe-Konzepte Ihr individuelles Absicherungskonzept.
Im Falle einer frühzeitigen Einbindung steht ihr Konzept bereits zur Roadshow-Phase, das dann mit der Durchführung der Emission rückwirkend „scharf geschaltet“ wird.
5. Sidekick: SPACs sind angekommen
Eine Sonderform des IPOs ist 2021 (wieder) aus den USA auf den deutschen Aktienmarkt geschwappt. Im Mai 2021 war es Dr. Klaus Hommels, der mit dem Lakestar SPAC I an der Frankfurter Börse den Anfang gemacht hat (mittlerweile erfolgreiche Business Combination mit Hometogo SE). Im Folgenden sind weitere renommierte Investoren wie die Herren Kudlich, Ensthaler und Leibert, die kurze Zeit später ihren 468 SPAC an die Börse brachten, dem Beispiel von Dr. Hommels gefolgt. Auf den IPO des Obotech-SPACs, folgte dann in der 2. Jahreshälfte bislang (Stand 22.10.2021) der SPAC vom Team von Gisbert Rühl (GFJ ESG Acquisition I SE), sodass in 2021 bislang 4 SPACs in Frankfurt den Börsengang gewagt haben.
Diese SPACs (Special Purpose Acquisition Company) nehmen Geld von Investoren im Rahmen eines IPOs auf, um in einem abgestimmten Zeitraum von i.d.R. 24 Monaten plus Verlängerungsoption ein Unternehmen an die Börse zu bringen (gut erklärt auf dem Corporate Finance-Blogs des FINANCE Think Tanks). Neben der Frankfurter Börse steht auch die niederländische und französische Börse im Fokus der Sponsoren, die wir begleiten dürfen. Auf die Besonderheiten soll kurz eingegangen werden.
Versicherungstechnisch gab es wegen der Neuheit der SPACs – die letzten SPACs an der Frankfurter Börse lagen mehr als 10 Jahre zurück – und einiger damit verbundener Unwägbarkeiten zunächst erhebliche Probleme der Versicherbarkeit. Als Folge stand nicht jedem SPAC die Option einer POSI-Versicherung offen. Auch um den D&O-Versicherungsschutz muss in einem sehr engen Versicherungsmarkt mit einer fundierten Risikostory gerungen werden, was entsprechendes Know-how und Marktkenntnis zu SPACs erfordert.
Mittlerweile hat sich dies für die SPACs, welche wir betreuen dürfen, deutlich vereinfacht. So stehen neben der POSI-Versicherung (wahlweise integriert in die D&O-Versicherung) auch leistungsstarke D&O-Bedingungswerke offen. Auch sind bei guten Risikoprofilen keine Kapazitätsengpässe mehr zu beobachten (bis zu 30 Mio. € Versicherungssumme möglich), sodass Sponsoren für sich und den Aufsichtsrat die gewünschte Versicherungssumme einkaufen können. Wichtige Punkte im Rahmen der Verhandlungen sind kundenfreundliche Regelungen rundum das Thema Nachhaftungsfrist, Verrechnungsmodelle der Prämie bei frühzeitiger Business Combination und für die versicherten Personen freundliche Regelungen für einen Schadenfall. Mit Blick auf das in Relation hohe Prämienvolumen der Versicherer sollten SPACs nicht nur auf die aufgerufene Prämie achten, sondern auch auf die Ausgestaltung der erwähnten Verrechnungsmodelle besonderen Wert legen, da hier (bei gutem Wettbewerb) hohe Einsparpotentiale liegen.
Gerne steht Ihnen 360gradmanagerschutz als erfahrener SPAC-Berater zur Seite, der den Markt von Beginn an begleitet und entwickelt hat. Dies machen wir auf Wunsch auch bereits ab Beginn. So können wir beispielsweise mit Kenntnis des Setups sehr valide die sechsstelligen Ausgaben für das gewünschte Versicherungsprogramm einschätzen, sodass das Working Capital entsprechend geplant werden kann.
6. Über 360gradmanagerschutz GmbH
Über 360gradmanagerschutz GmbH
360gradmanagerschutz GmbH ist die Spezialboutique für komplexe Managerhaftungsthemen (D&O-Versicherung/ Rechtsschutzprogramme) sowie Transaktionsdeckungen (z.B. POSI-Deckungen bei kapitalmarktrechtlicher Prospekthaftung). Das Team von 360gradmanagerschutz wird geleitet von Boris Prochazka (Rechtsanwalt) und ist Teil von MRH Trowe. Mit über 1.300 Versicherungsexperten und 18 Standorten ist MRH Trowe einer der drei führenden inhabergeführten Versicherungsmakler mit dem Schwerpunkt auf Firmenkunden im DACH Raum. Ein Schwerpunkt unserer Beratung ist die frühzeitige, vertrauensvolle Begleitung von Wachstumsfirmen an die Börsenplätze in Europa und den USA. Unsere Erfahrung aus einer Vielzahl an Emissionen bringen wir gerne in Ihr Deal-Team ein. Den maximalen Mehrwert können wir mit einer frühzeitigen Ausrichtung des Versicherungsschutzes durch unseren „IPO-Readiness“-Check erreichen, sodass Sie frühzeitig das Vertrauen wichtiger Versicherer gewinnen und im Idealfall sowohl besseren Versicherungsschutz, als auch deutlich günstigere Prämien erhalten können. Je nach Börsenplatz können die Ersparnisse im sechs- bis siebenstelligen Euro-Bereich pro Jahr liegen. Sprechen Sie uns an. Sie wollen mehr zu uns erfahren? Klicken Sie hier, besuchen einer unserer 18 Standorte oder testen Sie uns mit einem Gegenangebot zu Ihrer bestehenden D&O-Versicherung.