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Mehrwerte: fundierte Aufarbeitung des Themas "FINC-Klausel".
FINC-Klausel (Financial Interest Cover)
- bündig erklärt -
Die FINC-Klausel ist eine in der Versicherungswirtschaft etablierte Klausel, um internationale Risiken von Unternehmen versicherbar zu machen. Gleiches gilt im Übrigen auch für die Business-Continuity-Interest-Klausel (BCI). Hintergrund ist die Herausforderung, dass ca. 140-160 Verbotsstaaten auf der Welt aus Versicherungssicht existieren. Verbot bedeutet in diesem Zusammenhang, dass nur lokal zugelassene Versicherer in diesen Ländern "Risiken versichern" dürfen, da diese Länder Ihre Versicherungsmärkte zum Teil aus guten Gründen abriegeln. Während z.B. Österreich oder Frankreich sogenannte "Freedom-of-Service" Staaten sind und relativ problemlos auf leistungsstarkem Niveau aus Deutschland heraus versichert werden können, ist die Schweiz, aber auch China und Brasilien nicht versicherbar. Bewerten Sie daher immer Aussagen in den Versicherungspolicen "Weltweiter Versicherungsschutz, solange konform mit lokaler Rechtsprechung" mit großer Vorsicht.
Dies hat zur Folge, dass ein betroffenes Unternehmen entweder ein "Internationales Programm" implementieren muss oder sich eben mit der FINC-Klausel behilft, um das Risiko z.B. in der Schweiz zu versichern. Was genau geleistet wird, ist in der Klausel exakt festzulegen. Grundsätzlich hat Sie zum Ziel, den Wertverlust, der z.B. der deutschen Mutter- durch einen Schadenfall der ausländischen Tochtergesellschaft in einem "Verbotsstaat" (non-admitted country") entsteht, abzusichern. Man übersetzt hier also den lokalen Schaden in einen fiktiven finanziellen Schaden der Bilanz des Mutterunternehmens und kann ihn so auf dem deutschen Versicherungsmarkt versichern - ohne jedoch lokale Gesetze zu verletzen.
Sie können noch Ihren Anstellungsvertrag verhandeln? Lesen Sie unseren Fachartikel mit der renommierten Wirtschaftskanzlei Luther zur Enthaftung via dem Anstellungsvertrag und der D&O-Verschaffungsklausel.
Vorteile der FINC-Klausel
Der wesentliche Vorteil der FINC-Klausel ist ihre Wirtschaftlichkeit. Sie ist deutlich kostengünstiger als ein internationales Programm und eignet sich daher für Unternehmen mit überschaubarem Risiko im Ausland. In der Regel sind dies KMUs mit ersten Schritten im Ausland. Darüber hinaus ist Sie weit verbreitet im Markt und kann i.d.R. gut im Sinne des Versicherungsnehmers verhandelt werden.
Nachteile der FINC-Klausel
Die FINC-Klausel kann auch gut als "Krücke" zum Internationalen Versicherungsprogramm verstanden werden. Ihr Leistungsspektrum ist im Kontrast deutlich eingeschränkt. Nehmen wir zur Verdeutlichung das Beispiel eines Schadenfalles in der "D&O-Versicherung". Neben dem vielleicht entstehenden finanziellen Schaden der Freistellung bei einem berechtigten Anspruch, entstehen typischerweise erhebliche Kosten für Anwalts- und Verteidigungsführung zum Schutze z.B. des lokalen Geschäftsführers. Diese Kosten als "lokale Leistung/Risiko" sind nur schwerlich als "Bilanzrisiko der deutschen Mutter" argumentierbar, sodass dieser wichtige Baustein der D&O-Versicherung über die Lösung "FINC-Klausel" wegfällt.
Darüber hinaus erlaubt nicht jede Rechtsform die Freistellung der in Anspruch genommenen Organe, sodass der Ansatz der FINC-Klausel ins Leere läuft und kein Schutz besteht.
Ein weiterer gewichtiger Nachteil liegt in ihrer grundsätzlichen Einfachheit begründet. Hier steckt jedoch der Teufel häufig im Detail, sodass es viel Erfahrung benötigt, den zum Teil abstrakten wirtschaftlichen Schaden auf der Mutterbilanz richtig in der FINC-Klausel abzugrenzen und so versicherbar zu machen.
Fazit:
Die FINC-Klausel stellt ein wichtiges Instrument dar, in einer (aus Versicherungsperspektive) Welt voller "Verbotsstaaten" preiswerten Versicherungsschutz anzubieten. Gerade für kleinere, internationale Unternehmen ist sie daher ein wertvolles Instrument. Jedoch ist Vorsicht geboten, sowohl was ihre Begrenzung als "Krücke" angeht, als auch was die genaue Ausformulierung angeht. Hier ist unbedingt die Expertise eines erfahrenen Industrieversicherungsmaklers oder erfahrenen Versicherungsrechtsanwaltes anzuraten, um den Risikotransfer im Sinne des internationalen Unternehmens abzubilden. Ab einer gewissen Unternehmensgröße oder Risikoexposure in mindestens einem Verbotsstaat wird die FINC-Klausel parallel mit situativen Lokal Policen im Rahmen eines Internationalen Programmes angeboten.
Über MRH Trowe: Wir sind mit über 550 Versicherungsexperten einer der 13 führenden Versicherungsmakler mit dem Schwerpunkt Firmen in Deutschland. Unsere über 11.200 Mandanten betreuen wir seit 1950 sowohl im Inland als auch Ausland nach unserer Maxime persönlich – unabhängig – kompetent. Wir verstehen uns als der innovative Industrieversicherungsmakler und wollen unseren Mandanten mit dieser Website die Möglichkeit geben sich zu D&O-Versicherung umfassend zu informieren. Neben unserem International Desk verfügen wir mit MRH Trowe connect über ein eigenes internationales Maklernetzwerk mit mehr als 350 Büros auf 5 Kontinenten, um Sie nicht nur bei der FINC-Klausel, sondern auch bei Internationalen Versicherungsprogrammen professionell zu begleiten.
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